Nett bringt nix

DOKUMENTARFILM ÜBER EINE GANZ BESONDERE PÄDAGOGIN UND INTEGRATION

Ulrike Korbachs Dokumentarfilm "Nett bringt nix" ist das Ergebnis von zwei Jahren, in denen sie den Alltag in Lalok Libre im Stil des Cinema Veritèe gefilmt hat.
Im Mittelpunkt stehen Venetia, die ehrenamtliche Leiterin von LALOK LIBRE, ihr Familien- und Privatleben sowie die persönlichen Probleme von vier Mädchen: zerrüttete Familienverhältnisse, religiöse Kleidervorschriften, Schulverweigerung und Mobbing. Die meisten der Mädchen stammen aus Roma- oder syrischen Familien. Es geht um Migration, Integration und dieganz normalen Probleme von Teenagern.

 

Im LALOK Libre, einem interkulturellen Jugendkulturzentrum in Gelsenkirchen, eröffnet Venetia Harontzas jungen Mädchen eine andere Welt. Mit fester Hand und viel Herz ist sie für "ihre Töchter" da, um deren Selbstbewusstsein zu stärken und ihre traditionellen osteuropäischen oder muslimischen Familien zum Umdenken zu bewegen.
"Wir können nett sein... aber es bringt nix", steht auf einem Schild an der Wand von LALOK - und genau das ist Venetias Motto, das sie im Umgang mit Kindern, Familien und auch höheren Behörden beherzigt.
Die 66-Jährige berät Familien in bürokratischen Angelegenheiten, kocht Mittagessen für mindestens 40 Kinder, bietet Hausaufgabenbetreuung und Freizeitaktivitäten an. Wie die von ihr vor mehr als zehn Jahren gegründete Flamenco-Gruppe, die mit professionellen Tänzern trainiert und in der der Ton rau ist. Doch die Mühe wird mit Auftritten bei großen Veranstaltungen belohnt - Honorare für die Mädchen inklusive.
Und die Belohnung für Venetia? Ein guter Schulabschluss für eine ihrer "Töchter", ein Schritt weg von ihren vorgefassten Lebensplänen. Alles andere ist ehrenamtliche Arbeit - aus Leidenschaft, aber auch wegen ihrer eigenen Kindheitserfahrungen mit häuslicher Gewalt.

Im Mittelpunkt des Films stehen die Mädchen vom LALOK, die Venetia besonders am Herzen liegen. Traditionell werden sie als Teenager Mütter. Schule und Ausbildung werden als nicht so wichtig angesehen. Venetia versucht, dem entgegenzuwirken: "Manchmal denke ich, ich zeige den Mädchen hier eine Welt, die ihnen nicht offen steht. Denn ihre Welt sagt: Das ist unsere Tradition, du bist ein Mädchen, du musst heiraten, du musst Kinder kriegen. Aber vielleicht kann ich sie überzeugen, nicht sechs oder acht Kinder zu bekommen, sondern bei vier zu bleiben. Das ist schon ein Gewinn! Auch für die Gesellschaft. Denn sie haben mehr Zeit für vier Kinder als für acht."